Kurzbiographie |
Felicitas Kukuck, geb. Cohnheim, wurde am 2. November 1914 in Hamburg geboren. Die Eltern, der Arzt Prof. Dr. Otto Cohnheim und seine Frau Eva förderten ihre künstlerische Entwicklung. 1916 änderte ihr Vater seinen jüdischen Namen in Kestner um.
Felicitas Kestner besuchte die Lichtwarckschule bis 1933. Ihr Abitur machte sie 1935 im Landschulheim der Odenwaldschule. An der Berliner Musikhochschule studierte sie zunächst Klavier und Querflöte. 1937 bestand sie die Privatmusiklehrerprüfung für Klavier, durfte jedoch wegen ihrer nach NS-Definitionen "teiljüdischen Abstammung" nicht unterrichten. Aber sie konnte Komposition bei Paul Hindemith studieren bis zu dessen Emigration. 1939 schloss sie ihr Musikstudium mit der künstlerischen Reifeprüfung für Klavier ab. Im selben Jahr heiratete sie Dietrich Kukuck. Das rettete ihr das Leben. 1945 siedelte Felicitas Kukuck mit einem Flüchtlingstransport nach Hamburg um, drei Jahre später zog sie mit ihrer Familie nach Blankenese, wo sie bis zum Tod lebte und arbeitete.
Paul Hindemith hat Felicitas Kukuck nachhaltig beeinflusst. Sein Bekenntnis zur ethischen Verpflichtung des Komponisten wurde für sie richtungweisend. In über sechs Jahrzehnten schuf Felicitas Kukuck neben Instrumentalwerken eine reiches Werk geistlicher und weltlicher Vokalmusik. In ihren letzten Werken setzte sie sich mit Krieg und Frieden, mit Auschwitz, Hiroshima und Tschernobyl auseinander. Im Gedenken an die atomare Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki wurde am 11. August 1995 im Rahmen einer Weltfriedenswoche in Hamburg ihre Kantate "Und es ward: Hiroshima. Eine Collage über Anfang und Ende der Schöpfung" in der Turmruine St. Nikolai uraufgeführt.
Anlässlich der 800-Jahrfeier der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai 1995 entstand die szenische Kantate "Wer war Nikolaus von Myra? Wie ein Bischof seine Stadt aus einer Hungersnot rettete und vor Krieg bewahrte". Aus den Schlussworten der Kantate spricht die Überzeugung der Komponistin, für die der Frieden in der Welt und zu Hause ein höchstes Gut ist: "Möge Nikolaus behüten / unsere Freunde in der Fremde / und die Fremden in der Stadt." Die Kantate wurde am 3. Dezember 1995 von drei Chören in der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern uraufgeführt.
1996 entstanden unter dem Titel "Und kein Soldat mehr sein" zehn Lieder gegen den Krieg, die anläßlich des Anti-Kriegstages am 1. September im Monsun-Theater uraufgeführt wurden. "Ich bin in Sehnsucht eingehüllt" ist der Titel ihrer letzten Veröffentlichung (1999) von sieben Klavierliedern auf Gedichte eines jüdischen Mädchens an ihren Freund. Es sind Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger, die achtzehnjährig in einem Konzentrationslager starb.
Die Freie und Hansestadt Hamburg ehrte Felicitas Kukuck 1989 für ihre Verdienste um Kunst und Kultur in Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille und verlieh ihr 1994 für ihre Verdienste um das Hamburgische Musikleben und als Auszeichnung für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Musik die Johannes Brahms-Medaille . |