Kurzbiographie |
Rahel Liebeschütz-Plaut war die erste Frau, die 1923 im Fach Physiologie an der Medizinischen Fakultät des Krankenhauses Eppendorf in Hamburg habilitiert wurde. Vor ihr waren dies nur Adele Hartmann (1918 in Anatomie in München) und Selma Meyer (1922 im Fach Kinderheilkunde in Düsseldorf) gelungen. Als Rahel Plaut 1924 den Historiker Hans Liebeschütz heiratete, verlor sie auf Grund eines Doppelverdienerbeschlusses des Hamburger Senats ihre Forschungsstelle. Als Privatdozentin blieb sie dem Physiologischen Institut eng verbunden, bis ihr als jüdischer Ärztin 1933 nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wie ihren jüdischen Kollegen die Lehrerlaubnis und 1938 wie allen jüdischen Ärzten die Approbation aberkannt wurde. Nach der Reichspogromnacht 1938 emigrierte sie mit ihrer Familie, sie hatte inzwischen drei Kinder, nach Großbritannien. Dort blieb die Familie auch nach 1945. Hans Liebeschütz erhielt an der Universität in Liverpool einen Lehrauftrag in Mittelaltergeschichte. Rahel Liebeschütz-Plaut arbeitete nie wieder in ihrem Beruf als Ärztin. Um der Gesellschaft, die sie aufgenommen hatte, etwas zurückzugeben, arbeitete sie ehrenamtlich beim Women's Royal Voluntary Service in Liverpool. Nach Kriegsende führe sie die Restitutionsverhandlungen mit der Stadt Hamburg, die erst 1956 abgeschlossen wurden. Mit 95 Jahren konnte sie noch den gesellschaftlichen Wandel der deutschen Gesellschaft im Umgang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus erleben. Im Rahmen der 100-Jahrfeier des Krankenhauses Eppendorf erfuhr sie in einer zu ihren Ehren durchgeführten Sonderveranstaltung ihre Rehabilitierung und Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Rahel Liebeschütz-Plaut verbrachte die letzten Lebensjahre bei ihrer Tochter Elisabeth Hull in Kent und verstarb dort fast 100-jährig am 22. Dezember 1993. |